Piz Bernina Biancograt

Vom Talboden des Val Roseg geht es durch lockeren Lärchenwald bergauf. Wer sich den langen Zustieg erleichtern möchte, kann sich von der Pferdekutsche ganz nostalgisch ins Tal bringen lassen. Nach der Brücke über den Bach beginnt der eigentliche Aufstieg: Zunächst gemässigt, dann immer steiler, schlängelt sich der Weg über Geröll und Felsen zur Tschiervahütte. Hier oben wartet nicht nur unser erstes Lager, sondern auch ein erster Blick auf das morgige Ziel: der elegant geschwungene Biancograt. Am Abend gemeinsames Essen mit dem Bergführer und letzte Abstimmungen für die Tour. (Die Höhen- und Distanzangaben sind ohne Pferdekutsche berechnet. Der Aufstieg könnte um 2-3 Stunden verkürzt werden.)

Noch in der Dunkelheit starten wir, die Stirnlampen werfen Licht auf die Felsen. Über Blockgelände und Schuttkegel geht es zum Tschiervagletscher. Der Aufstieg wird steiler, die Felsen massiver. Auf der Fuorcla Prievlusa beginnt der Biancograt: ein traumhaft scharfer Firnrücken, der sich zum Himmel zieht. Jeder Schritt fordert volle Konzentration, das Seil verbindet uns zu einem eingespielten Team. Am Piz Alv oder Pizzo Bianco wartet leichte, aber ausgesetzte Kletterei, bevor der letzte Grat zum Piz Bernina folgt. Auf dem Gipfel geniessen wir die einzigartige Aussicht. Der Abstieg führt über den Normalweg zum Rifugio Marco e Rosa.

Nach einer kurzen Nacht geht es früh los. Der Fortezzagrat verlangt noch einmal volle Aufmerksamkeit: Kletterstellen, steile Passagen, ausgesetzte Abschnitte. Schritt für Schritt setzen wir den Abstieg fort. Die Anspannung lässt während wir zum Morteratschgletscher hinuntersteigen langsam nach. Am Ende des Gletschers beginnt der Wanderweg. Noch ein letzter Blick zurück: Die gewaltigen Hänge des Piz Bernina, der Biancograt in seiner vollen Pracht – und das Wissen, genau dort oben gewesen zu sein.